Mittwoch, 22. Februar 2012

Filmkritik Ziemlich beste Freunde

Es war mal wieder einer dieser Tage, die ausschließlich aus Freizeitgestaltung bestand, man aber nicht recht viel dafür getan hat. Es hat sich halt alles so ergeben.
Abgerundet wurde dieser Tag durch einen Kinobesuch. 
Es lief "Ziemlich beste Freunde", vielen wohl aus der Werbung bekannt. Dort wird ein Bild vermittelt, der den Film als lockere, frisch-französische Komödie darstellt. Meiner Meinung nach trifft dieses Bild nur eingeschränkt zu. Wer diesen Film jedoch nur als Komödie begreift, der hat einen eingeschränkten Sinn für gute Filme. Es ist auch ein Film über Menschlichkeit. Dies wird vor allem zu Beginn -  als der Eindruck entsteht Philippe sei in Lebensgefahr -  und am Ende - als Driss sich um Philippe kümmert, obwohl er nicht mehr als sein Pfleger angestellt ist - deutlich. Hinzu kommen die persönlichen Hintergründe der Hauptpersonen und die Tatsache, dass der Film auf realen Gegebenheiten beruht.


Philippe
Diese Figur entstand auf Grundlage der Autobiographie von Philippe Pozzo di Borgo, einem ehemaligen Geschäftsführers eines Champagnerkellerei, was auch seinen Reichtum erklärt.
Er wohnt in einer Villa und besitzt diverse Autos. Entsprechend zu seinem Reichtum ist er auch kultiviert und intellektuell interessiert, er hat eine Vorliebe für Gemälde und Klassische Musik. Aufgrund eines Gleitschirmflug-Unfalls ist er ab den Halswirbeln gelähmt und ist auf Hilfe angewiesen. Natürlich schwer für einen ehemals so beruflich erfolgreichen Menschen. Hinzu kommt noch der Tod seiner Frau und seine pubertierende Adoptivtochter. Er will kein Mitleid, was auch verständlich ist. Deswegen sucht er sich auch den untypischsten Bewerber als persönlichen Pfleger aus. Philippe ist bewusst, was er macht und er hat auch keine negativen Vorurteile gegenüber Driss, was ihrer Freundschaft zu Gute kommt. Er raucht sogar gelegentlich mit ihm einen  Joint.

Driss
Er kommt aus dem Senegal und wohnt mit bei seiner "Mutter" und seinen zahlreichen "Geschwistern" in einem der sozialen Brennpunkten der Pariser Vororte. Für 6 Monate war er im Knast und hat auch eine dementsprechend dicke Strafakte. Zum dem ist sein "Bruder" (eigentlich ja sein Cousin)  anscheinend auf dem Weg in die organisierte Kriminalität. Driss ist von der Sorte Ghetto-Bewohner, welche durchaus noch über Anstand verfügt; wohl mehr als ein Durchschnittsbürger, weshalb er sich auch um seine Familie kümmert will, Dazu später mehr. 
Driss bewirbt sich lediglich als Pfleger, da das Arbeitsamt vorschreibt, er müsse sich bewerben um weiterhin Arbeitslosengeld zu erhalten. Er sieht nicht im geringsten die Chance eingestellt zu werden und hat eigentlich auch keine Ahnung von einem Job als Pfleger. Auffallend ist er vor allem durch seine erfrischend direkte Art, wie man sie sich vielleicht bei einem friedlichen Besoffenen vorstellen kann. Dies sorgt auch für diverse Lacher. Driss besitzt nicht diese verklemmte Besorgtheit eines Klischee-Pflegers, welche den Bedürftigen lediglich als Opfer behandelt und nicht als Mensch. Eben durch seine erfrischende Direktheit und seinen Humor herrscht zwischen Philippe und Driss vielmehr ein zwischenmenschliches als ein Angestelltenverhältnis

  
Zu Beginn ist die Pflegertätigkeit für Driss sichtlich ungewohnt, vor allem was den Umgang mit Philippes Körper angeht. Eines Nachts hört Driss Philippe über sein "Babyfon" besorgniserregend schnaufen. Sein Fürsorgeinstinkt erwacht und er kümmert sich um ihn; er weiß sofort was zu tun ist. Beim folgenden Spazier-Rollstuhlschieben lernen sich beide besser kennen, was an der unbekümmerten Art von Driss und dem Verständnis Philippes liegt.
Eines Tages wird Driss von seinem "Bruder" in der Villa besucht. Ihm ist klar, dass er sich jetzt um seine Familie kümmern muss, vor allem um seine "Mutter" und seinen kriminellen "Bruder". Es ist schwer für Driss zu gehen, und für Philippe ihn gehen zu lassen. Zwischen ihnen hat sich eine wahre Freundschaft entwickelt.
Für Philippe wird es äußerst schwierig einen Ersatz zu finden; ihm geht es auch immer schlechter. Schließlich beschließt seine Hausdame  Driss zu kontaktieren, der ihm auch gleich einen unerfüllten Wunsch erfüllt.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass Ziemlich beste Freunde - wie von der Werbung versprochen - ein Film über die Freundschaft zweier wirklich unterschiedlicher Menschen ist. Gleichzeitig ist er ein Plädoyer für mehr zwischenmenschliche Offenheit, Direktheit und Verständnis, an welchen es in der Gesellschaft oft mangelt.
Schon jetzt kann man wohl sagen, dass es sich hierbei um einen der besten Filme des Jahres handelt.

Erwähnenswert ist auch die Filmmusik, die eine einzigartige Stimmung, vor allem Mitgefühl (nicht zu verwechseln mit Mitleid!!!) erzeugt. Ein Film mit Gefühl, keinesfalls aber mit Gefühlsduselei.











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