Sonntag, 10. Oktober 2010

Gedanken über Mainstream

Lange hat mich die Frage für das Thema meines nächsten Artikels beschäftigt. Nach einem ca. 4 Stunden langen Gespräch mit einem Freund und Zelten mit der AK war für mich endgültig klar, es müsse um Mainstream gehen  .
Wir sind tagtäglich von ihm umgeben, ob wir es wollen oder nicht. Nicht nur in Musik und Mode. Auch in Medien, Sicht- und Denkweisen.

Mainstream definiert sich meiner Meinung nach vor allem durch den aus ihm resultierenden Kommerz, wobei der absolute Kommerz als Ziel derjenigen Kunstform das Superlativ des Mainstreams verkörpert.
Mainstream ist Lifestyle. Wenn auch ein strittiger. Und wie so alle Lifestyles identifiziert er sich größtenteils durch die Musik: Rihanna, Sommer- und Wiesenhits, Plastik-Electro, den man oft nach dem 3. Mal schon überhaupt nicht mehr hören möchte, Texte ,die ihr Übriges an der Verblödung der Massen tun, so genannter "Rock" der von Bravo, Disney und der Musikindustrie als solcher verkauft wird, weil diese keine Ahnung von Musik aber dafür von Marketing, Kartellkapitalismus und Profitgier haben.

Im großen Stil kann man dagegen nicht ankämpfen, dafür ist er einfach zu mächtig.
Größtenteils Schuld daran das man selber "Mainstream"ist, ist die eigene Faulheit. Man findet etwas toll, kommt aber nicht auf die Idee, hiervon könnte es noch Weiteres geben:
Wer kennt ein Lied der White Stripes? - Na klar, eigentlich jeder: Seven Nation Army!
Ein zweites? Nein? Nicht mal das aus der ehemaligen iTunes-Werbung? Schade... Es gäbe noch viele,viele andere gute Stripes-Songs:

- Hardest Button to Button (eigentlich müsste man auch das kennen, die Stripes hatten sogar einen Gastauftritt damit bei den Simpsons)

 Ich werde später noch einen gesonderten Artikel verfassen, dem ich voll und ganz der Auflistung verschiedener Songs widme.

Seht ihr, wie einfach es doch ist, mit wenig Aufwand und Liebe zur Musik 12 weitere hervorragende Songs einer Band zu finden, von welcher man Dank der Mainstream-Kultur zuvor nur 1 kannte?
Vielleicht entsprechen die White Stripes nicht Deinem Geschmack und Du denkst dir, es wäre doch viel einfacher Musiksender, Radio und die Plattenindustrie nach tollen Songs für dich suchen zu lassen anstatt es selber zu machen. In meinen Augen wärst du dann freiwilliger Konsum-Sklave. Du kaufst doch auch nicht den Knüller von Müller, trinkst nicht Paulaner und Warsteiner weil sie in der Werbung kommen.

Zweiter wichtiger Punkt ist das Schubladen-Denken, dass freie, "schubladenübergreifende" Gedanken behindert. Man hat Angst etwas zu sagen, weil man dann irgendetwas sein könnte, was man nicht ist. Man muss sich entscheiden zwischen Ehrlichkeit und Image. In meinen Augen ziemlich idiotisch: Nur weil man etwas sagt, was man zuvor schon gedacht hat, wird man kein anderer Mensch. Man ist ja auch kein Nazi, nur weil man Onkelz hört oder die Spongbob-Hitler-Verarsche lustig findet. Und man ist auch kein Pseudo-Türke weil man manche Songs mit arabischen Rhythmen mag, kein Kiffer, weil man Reggae-Fan ist...
Es kann nicht gut gehen, wenn man sein Leben danach ausrichtet, was andere über einen denken. Gefangen im selbst gebauten Gefängnis... Seiner Freiheit selbst beraubt aufgrund des Images.

Wie anfangs schon erwähnt sind wir eigentlich immer in irgendeiner Weiße von Mainstream umgeben, wir können ihn also nicht entfliehen.
Man muss unterscheiden: Es gibt welche, die stürzen sich regelrecht auf den Mainstream und andere, denen er bewusst oder unbewusst am Arsch vorbei geht.

Aktiver Mainstream zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass man etwas macht, weil es die Anderen machen. Lästern, Mobben, aber auch NICHT offen sagen, wenn jemanden eine Person stört. Man lässt sich tatsächlich in seiner Meinung beeinflussen, obwohl man sich selbst noch gar keine Gedanken darüber gemacht hat. Aufrichtigkeit verkümmert...
Sicher, es gehört zum Mensch-Sein, sich von der Menge mitreißen zu lassen. Jeder hört Musik, die mal irgendwann in den Charts war. So gesehen wären auch Nirvana und Jimi Hendrix Mainstream. Es ist schwer eine Grenze zu ziehen, dort, wo Mainstream anfängt.

Nun muss ich mich zu etwas äußern, zu dem ich mich schon seit Längeren äußern will. Negativ davon betroffen war ich, als ich mit dem Zug - und natürlich in Lederhose - zum Waldfest in Schliersee fuhr. Ich stieg ein, ging an einem Vierer vorbei und vernahm Gelächter, welches ich eindeutig mit meiner Kleidung in Verbindung brachte. Ein seltsames Bild, wenn man bedenkt, dass sich das Ganze im tiefsten Oberbayern abspielte. Ergänzt wird die Situation noch dadurch, dass die beiden Mädchen weite Jogginghosen anhatten und der Junge (alle waren etwa 13 Jahre alt) mit seinem Handy laut irgendwelche Gangsterscheiße, welche die Bezeichnung Musik meines Erachtens in keinster Weiße verdient, hört- Ja, ich weiß, ich bediene die Schublade "kleine dumme Kinder die keine Ahnung haben und sich dabei cool vorkommen". Aber ganz ohne Schubladen geht es auch nicht...
Der einzige Ort außerhalb Bayerns in Deutschland, an dem ich war war das Legoland, somit kann ich nichts über Rest-Deutschland sagen. Aber: Ich glaube nicht dass sonst irgendwo in Deutschland solche Bemühungen im Bereich Tradition und Brauchtum unternommen werden. Man macht es gerne.Natürlich herrschen in diesem Bereich viele Klischees.
Nun gehe ich in München aus die FOS und bin der einzige in der Klasse der Bairisch redet. Echt krass...
Samstag kam eine Reportage über die  Wiesenwirte: Bei den derzeitigen konnte man - bis auf eine Ausnahme - den Dialekt raushören. Deren Kinder allerdings sprachen allesamt Hochdeutsch... Sehr, sehr traurig. Es kann doch nicht sein, dass man einen essentiellen Teil seiner Kultur - sogar den nach außen hin ersichtlichsten - total aufgibt.


Wir ihr wohl schon gemerkt habt, könnte es sein dass ich vom eigentlichen Thema abgeschweift bin. Wahrscheinlich liegt dies an der ungenauen weiten Auslegung des Begriffes "Mainstream".
Nur so viel sei noch gesagt:

Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom.
-
Konfuzius

2 Kommentare:

Valentin Messmer hat gesagt…

Danke Martin! Wirklich ein großartiger Artikel. Hätte keinen solchen Philosophen in Dir erwartet.

Wenn du mir ein paar Kommentare erlaubst:

Ich finde wir sollten auch die positiven Seiten des Mainstreams beachten. So ist es doch Gott sei Dank mittlerweile so, dass es "Mainstream" ist Leute nicht nach ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft oder ihrer Nationalität zu beurteilen. Vielleicht sollte man als Individualist nicht krankhaft versuchen dem Mainstream auszuweichen, sondern lieber die guten Sachen rauszupicken.

Legoland liegt übrigens in Günzburg und somit auch noch in Bayern ;) und wenn Du noch nicht viel von Deutschland gesehen hast:
Du hast nichts verpasst, Deutschland ist(für Deutsche) in meinen Augen keine Reise wert. Lieber ins Ausland...

Liebe Grüße

Valentin

Marvellous Mairhofer hat gesagt…

Hallo Valentin,

danke für deinen Kommentar.
Man kann dem Mainstream auch gar nicht ausweichen, es ist praktisch unmöglich.

Jedoch hat der Individualismus meiner Meinung nach mehr schönere Seiten. Ohne ihn wären wir alle gleich und es ist doch so, dass zwischenmenschliche Beziehungen erst durch die Unterschiede interessant werden.

Ich sage ja auch nicht, dass Mainstream NUR schlecht ist. Irgendwie wäre es ja auch komisch keine Electro-Sachen auf Partys zu hören, ist mehr erst gestern wieder aufgefallen